Akteure an der Klimafront

Arbeitsort:

Mailand

Berufsbezeichnung:

Safety and Environmental Manager

Ausbildung:

Studium der Umweltwissenschaften, Masterstudiengang Umweltökonomie und -management

«Seit fast 20 Jahren arbeite ich im Umweltbereich. Ein Thema, das erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt ist», sagt Elena Bruschi und freut sich, dass die Wertschätzung ihrer Tätigkeit zugenommen hat. «Früher waren wir nur Regelreiter, die sich darum kümmerten, dass die gesetzlichen Auflagen eingehalten wurden. Jetzt hat unser Themenfeld eine andere Bedeutung. Als Risiko – man denke nur an extreme Wetterereignisse – und als Chance. Die Einsicht, dass unser Ressourcenverbrauch für den Planeten nicht tragbar ist, hat dazu geführt, dass neue, umweltfreundliche Technologien erforscht werden, wodurch immer mehr Know-how und neue Tätigkeitsfelder entstehen.»

Wie zwei ihrer Kolleginnen ist Elena für das HSE-Management der thermischen Kraftwerke in Italien zuständig. Insbesondere kümmert sie sich um die Einhaltung der geltenden Vorschriften, die Beziehung zu den Behörden wie das Umweltministerium und die Zertifizierungen. «Als ISO-14001- und EMAS-zertifiziertes Unternehmen ist es unser Ziel, nicht nur die Gesetze einzuhalten, sondern unsere Umweltauswirkungen kontinuierlich zu verbessern», erklärt Elena. Dazu arbeitet sie eng mit den Operation-and-Maintenance-Kollegen in den Kraftwerken zusammen und versucht, neue technische Lösungen und Prozesse zu finden. So wurde etwa in San Severo ein CO-Katalysator installiert, der eine Reduzierung der Kohlenmonoxid-Emissionen ermöglicht, während in Novara ein Verbrennungssystem mit geringeren NOx-Emissionen installiert wurde. «Unsere Emissionen liegen immer weit unter den gesetzlichen Grenzwerten. Das wahre Biest ist CO₂», sagt Elena und muss zugeben, dass sie hier an ihre Grenzen stösst. Die Anlagen arbeiten bereits so effizient wie möglich und sind auf dem neuesten Stand der Technik. Solange keine neuen Umwelttechnologien entwickelt werden, kann man die Anlagen aber zusätzlich nutzen, wie zum Beispiel Novara, das als Kraft-Wärme-Kopplungsanlage einen Teil des anfallenden Dampfes in Form von Prozessdampf an die umlegenden Chemieunternehmen abgibt. Das spart zumindest einen weiteren Produktionsprozess.

«Klar ist, dass die derzeitigen Emissionen und der Ressourcenverbrauch nicht nachhaltig für den Planeten sind. Das Pariser Klimaabkommen hat sehr ehrgeizige Ziele vorgegeben und grosse Unternehmen wie Alpiq müssen ihren Teil dazu beizutragen. Umweltexpertinnen wie ich stehen in der Pflicht, unser Unternehmen bei der Erreichung seiner Nachhaltigkeitsziele zu unterstützen. Ebenso gilt es, das Bewusstsein der Menschen in unserer Umgebung zu schärfen. Wir alle müssen unseren Lebensstil ändern und umweltbewusster werden. Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Ziel, sondern eine Lebensweise, auf die wir umsteigen müssen.»

Arbeitsort:

Olten

Berufsbezeichnung:

Senior Options Trader

Ausbildung:

Volkswirt

«CO₂ ist ein sehr starker Werttreiber für Strom in ganz Europa. Für das Portfolio von Alpiq ist das super. Im Moment steigen die Preise einfach immer weiter, nicht aber in gleichem Masse unsere Kosten», sagt Björn Fritz. Als Senior Options Trader, zu dessen Aufgaben auch der Emissionshandel gehört, pflegt er einen wirtschaftlichen Blick auf das Klima. Für ihn hat der CO₂-Preis eine sehr grosse Signalwirkung. Er führt dazu, dass Investitionen in nachhaltige Technologien angeschoben werden, weil niemand zu hohe CO₂-Preise bezahlen will. In den letzten drei Jahren ist der Preis von 5 Euro auf heute 50 Euro pro Tonne gestiegen. «Die Unternehmen, die einen weiteren Anstieg erwarten, versuchen sich jetzt noch abzusichern. Da ist eine Menge Fantasie im Markt», stellt Björn fest. Unverkennbar macht ihm diese Schnelllebigkeit Spass. «Im Moment herrscht eine sehr grosse Preisunsicherheit und auch auf längere Sicht wird der Energiemarkt schwankungsanfällig bleiben.»

Eigentlich ist Björn so etwas wie ein Risikomanager. Er handelt mit sogenannten Derivaten und betreut damit einen Teil der Risikopositionen von Alpiq. Auf die Frage, anhand welcher Kriterien er denn Risiken beurteilt, sagt er: «Man braucht einfach eine Meinung, welche Risiken man bewusst eingehen möchte. Man muss abwägen, ob die Faktoren gut oder gerade noch verschmerzbar sind.» Die Strategie spiele zwar auch eine grosse Rolle, aber angesichts der aktuellen Dynamik zähle vor allem das Gespür für den geeigneten Moment. «Die CO₂-Preise sind ungefähr so beständig wie das Wetter. Auch das hat mit dem Klima zu tun.»

«CO₂ ist ein entscheidender Preistreiber. Angetrieben vom Klimawandel haben die Umweltpolitiker und -verbände momentan die Argumente auf ihrer Seite. Interessant wird sein, ab wann dies wirklich im Portemonnaie der Leute ankommt und bis zu welchem Grad dies akzeptiert wird. Dem Klima ein Preisschild zu geben, ist gerade sehr spannend.»

Arbeitsort:

Lausanne

Berufsbezeichnung:

Director Shareholders & Swiss Market Development, Ko-Präsident des Vereins Energy Certificate System Schweiz (ECS Schweiz)

Ausbildung:

Ökonom

«Der Herkunftsnachweis hat mich schon immer beschäftigt. Er ist ein zentrales Instrument, um zu dokumentieren, dass sich sowohl Produzenten und Konsumenten an der Energiewende beteiligen und ihren Beitrag leisten», sagt Ralph Baumann, Director Shareholders & Swiss Market Development. Er kennt die Entwicklung der Herkunftsnachweise seit Anbeginn. Dass sie aus der privaten Kundennachfrage heraus entstanden sind, macht ihn besonders stolz. «Die Schweiz war dabei ein grosser Vorreiter. Die Versorger hatten schon immer grüne Produkte im Angebot, weil sich die Menschen hierzulande einfach interessiert haben, wo ihr Strom herkommt», sagt Ralph. Bis heute ist die Schweiz neben Österreich das einzige Land in Europa, in dem sämtliche Anlagen erfasst sind und die Herkunft des Stroms vollständig ausgewiesen werden kann. In den Nullerjahren etablierte sich ein privates Handelssystem für grüne Zertifikate, das nun in ganz Europa mit dem Herkunftsnachweis staatlich verankert ist. Es funktioniert komplett elektronisch.

«Mit Herkunftsnachweisen können wir den Bestandsanlagen von Alpiq einen zusätzlichen Wert geben. Und noch mehr: Sie erlauben es, zusätzliche Kriterien wie Regionalität, das Alter der Anlagen oder Liefergranularität zu bescheinigen. Die Menschen interessieren sich immer detaillierter für ihren Konsum.» Das zeigt sich auch in den Zahlen der letzten Jahre, die sich seit 2016 verdoppelt haben. Im Jahr 2020 hat die gesamte Schweiz Herkunftsnachweise für rund 6 TWh exportiert und gut 14 TWh importiert. «Der Markt ist sehr dynamisch. Die Preise lagen 2017 noch bei 4 Franken pro MWh. Mittlerweile haben sie sich wieder den europäischen Preisen angeglichen und liegen aktuell bei unter einem Franken. Es ist schade, dass wir ab Mitte des Jahres wegen des mangelnden Stromabkommens nicht mehr an diesem Markt mit unseren rund 4 TWh aus Grosswasserkraft erzeugten Herkunftsnachweisen teilnehmen können», sagt Ralph wehmütig über sein Herzensprojekt, aber es bleibe der Schweizer Markt.

“What concerns me is the following question: Who is entitled to claim that they are making a positive contribution to the climate? The electricity producer, the consumer or the investor in a power plant? All three claim this, but only the party in possession of the proof of origin can prove it. Unfortunately, Alpiq has always been somewhat on the defensive when it comes to large-scale hydropower. But the proof of origin has enabled us to assign a corresponding value to our hydropower. Even if many only consider the value of additionality, for example renewable energy from new plants, it is ultimately hydropower that guarantees that consumers are climate-neutral throughout the year because it balances out the production fluctuations of other renewables.”

Arbeitsort:

Olten

Berufsbezeichnung:

Meteorologe in der Einheit Market & Quantitative Analysis

Ausbildung:

MSc in Geography, Universität Basel, Promotion mit Arbeit über Starkniederschläge

Bei Alpiq Meteorologe zu sein, ist spannend. Schon seit zwölf Jahren arbeitet Martin Bolliger für die Energiehändler im Asset-, Prop- und Forward-Trading. Er analysiert Wettervorhersagen, filtert marktrelevante Informationen heraus und präsentiert sie den Händlern. Temperatur, Wind, Niederschlag und Sonneneinstrahlung sind die zentralen Faktoren.

Martin gibt eine Antwort auf die Frage nach der wahrscheinlichsten Wetterentwicklung und den damit verbundenen Unsicherheiten und Risiken. Gefragt sind Einschätzungen für die nächsten Tage, für die kommende Woche oder sogar Monate. Oder es werden Antworten auf Gerüchte erwartet: Wird der Sommer wirklich so heiss?

Sein Ziel: Den Händlern massgeschneiderte und neutrale Wetterinformationen liefern. «Mir gefällt es, zu sehen, wie sich das Wetter unmittelbar auf den Energiepreis auswirkt.» Am Schluss entscheiden die Händler. Die Wetterentwicklung ist dabei nur einer von mehreren Faktoren für «deal» oder «no deal». Aber es ist ein wichtiger.

Wetter ist Chaos, wie es Martin ausdrückt. Kleine Änderungen in der Atmosphäre können grosse Anpassungen der Vorhersage nötig machen. «Damit muss man umgehen und versuchen, möglichst viel aus der Wetterentwicklung zu lernen; aber manchmal ist eine Portion Demut ganz hilfreich.» Die Arbeit von Martin bringt stets neue Herausforderungen. Wie zum Beispiel im vergangenen Winter, als eine Störung in der oberen Atmosphäre das Wettersystem durcheinanderbrachte. Und damit viel Kopfzerbrechen für den Meteorologen. Ein anderes Beispiel ist die stetige Zunahme von Wetterdaten wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien. Hier gilt es, die geeignetsten Datensätze für den Handel zu finden und in die Analyse einzubeziehen.

«Der Klimawandel beeinflusst die Energieerzeugung und unseren Handel schon heute. Er dürfte sich zukünftig stärker auf unsere Erträge auswirken. Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für diese Entwicklung zu fördern und die Risiken einzuschätzen.»

Arbeitsort:

Budapest

Berufsbezeichnung:

Chemikerin/Umweltmanagerin

Ausbildung:

Lehrerseminar, Technische Universität Budapest

«Wir glauben, dass es möglich ist, eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten und gleichzeitig verantwortungsvoll mit der Umwelt umzugehen», sagt Beáta Leveles. Als Umweltmanagerin sorgt sie dafür, dass das Gas-Kombikraftwerk Csepel alle Umweltauflagen einhält. Schon seit Inbetriebnahme im Jahr 2000 gibt es ein ausgeklügeltes Überwachungssystem, mit dem Beata die wesentlichen Umweltfaktoren im Blick behält und wenn möglich die Belastung reduziert. «Weil die Menge der eingesetzten Rohstoffe stark vom Produktionsvolumen abhängt, ist das sehr schwierig», sagt Beata. Dennoch ist sie ständig auf der Suche nach Verbesserungsmöglichkeiten.

So ist es zum Beispiel gelungen, die Wasserressourcen zu reduzieren, weil sich herausgestellt hat, dass man deutlich weniger Kühlwasser aus der Donau entnehmen muss und das zurückgeführte Wasser trotzdem die gesetzliche Grenze von 8 Grad Temperaturdifferenz einhält. «Zu den Auswirkungen des Abwassers auf die Tierwelt des Flusses erheben wir sogar eigene Studien», sagt Beata. Eine grosse Belastung für das Klima sind vor allem die ausgestossenen Stickoxide, wobei die Auflagen von Csepel strenger sind als vorgeschrieben. Mit der Erneuerung der IPPC-Genehmigung (Integrated Pollution Prevention and Control) wurden zusätzlich Massnahmen ergriffen, damit das Kraftwerk die Umweltrichtlinien der EU weiterhin erfüllt.

«Wir alle wissen, dass ein Gaskraftwerk nicht die modernste und umweltfreundlichste Art der Stromerzeugung ist, etwa im Vergleich zu erneuerbaren Energien», gibt Beata zu bedenken. «Allerdings ist Erdgas unter den fossilen Brennstoffen der sauberste Rohstoff.» Als Chemikerin muss sie es wissen und erklärt zugleich, dass die Schwefelemissionen des Kraftwerks nahezu null sind und moderne Technik dafür sorgt, die Kohlenmonoxid-Emissionen durch die nahezu perfekte Verbrennung des Gases auf ein Minimum zu reduzieren. Zudem nutzt das Gas-Kombikraftwerk die Abwärme des Rauchgases und versorgt damit zwei Budapester Stadteile mit Fernwärme.

«Wo immer möglich sollten wir versuchen, den ökologischen Fussabdruck zu verkleinern, denn es ist unsere Pflicht, den nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Wir müssen den Ressourcenverbrauch und den Abfall unbedingt reduzieren. Die Aufklärung darüber ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe. Deswegen freut es mich als ehemalige Lehrerein, dass Csepel seit Jahren regelmässig Schulklassen empfängt und ihnen im Rahmen des Physikunterrichts die Stromerzeugung und ihre Auswirkungen auf das Klima vor Augen führt.»

Arbeitsort:

Sion

Berufsbezeichnung:

Projektleiter Produktionserweiterung

Ausbildung:

Hochbauzeichner, Bauingenieur FH und Ausbildung Hydraulikanlagen an der EPF Lausanne

«Ich verstehe meine Rolle als Projektleiter so, dass ich den Projekten mit meinen Inputs die nötigen Impulse verleihe, um sie vorwärts zu bringen», erklärt Carlo, der für die Weiterentwicklung von Wasserkraftanlagen im Wallis zuständig ist. Derzeit arbeitet er hauptsächlich an der Sanierung von Gougra und am Einbau einer Turbine im Laufkraftwerk Martigny-Bourg. Aufgrund seiner Erfahrung leitet er die Projekte von A bis Z – von der Machbarkeitsstudie und der technischen Konzeption über die Ausschreibung hin zur Ausführung.

Carlo setzt sich in seiner täglichen Arbeit mit den Folgen des Klimawandels auseinander. Am Lac de Salanfe taut beispielsweise der Permafrost auf. Gewitter führen deswegen mehr Geschiebe in den See, reduzieren das Stauvolumen und verstopfen die Einlaufbauwerke. «Meine Tätigkeit als Ingenieur ist noch immer dieselbe. Die Veränderungen betreffen ja nicht die Maschinentechnik oder die Bauten. Vielmehr werden wir mit neuen Problemen konfrontiert», schildert Carlo und spricht damit auch die steigenden Wassermengen aus den Gletschern an: «Bei unseren Analysen müssen wir jetzt auch Prognosen der Gletscherentwicklung berücksichtigen.»

Für Carlo ist der Klimawandel auch mit neuen Projekten verbunden. Durch die Gletscherschmelze bildete sich oberhalb von Zermatt beispielsweise ein neuer See. Das Wasser könnte zur Stromerzeugung genutzt werden. Carlo sieht aber auch indirekte Chancen aus der Energiestrategie 2050: «Als ich 2013 bei Alpiq anfing, gab es wegen der tiefen Strompreise kaum neue Projekte. Mit der Verordnung über die Energieförderung (EnFV) profitieren wir von finanziellen Beiträgen und können nun neue Projekte entwickeln», erklärt Carlo. Er konnte unter anderem Vorstudien zur Erhöhung der Staumauer von Moiry einleiten, was vor zehn Jahren nicht möglich gewesen wäre.

«Heute ist es wichtig, Projekte so zu entwickeln, dass sie den Umweltanforderungen entsprechen. Früher standen die technischen Aspekte im Vordergrund; die Umwelt kam erst an zweiter Stelle. Jetzt müssen wir umdenken.»

Arbeitsort:

Olten

Berufsbezeichnung:

Senior Energy Meteorologist/Data Scientist

Ausbildung:

MSc in Atmosphären- und Klimawissenschaften, ETH Zürich

Seine Masterarbeit schrieb der Atmosphären- und Klimawissenschaftler noch über zukünftige Veränderungen des Schneefalls im europäischen Alpenraum; seit zwei Jahren arbeitet Prisco Frei aber für uns als Meteorologe im Intraday-Handel. Er gibt Einschätzungen, ob der Wind stärker oder schwächer weht, die Temperaturen höher oder niedriger sind oder die Sonne mehr oder weniger scheint, als vorhergesagt. Da der Grossteil des Stroms bereits am Vortag vermarktet wird, können Änderungen in der kurzfristigen Wetterprognose einen grossen Einfluss auf die tatsächlich produzierten Energiemengen beim Lieferungszeitpunkt haben. Hier ist Priscos Fingerspitzengefühl gefragt. Mittels Satellitenbilder, Luftdruckkarten und Livemesswerten versucht er sich ein detailliertes Bild über die aktuelle Wettersituation, mögliche Änderungen und die damit verbundenen Risiken zu machen. Diese Informationen meldet er den Händlern und gibt ihnen so eine Entscheidungsgrundlage, um mögliche Restmengen optimal zu verkaufen oder zusätzlichen Strom zu besorgen. Das richtige Timing ist das A und O in diesem Business. Durch das schnelle und richtige Interpretieren der aktuellen Wettersituation verschafft uns Prisco einen Wettbewerbsvorteil.

«Die Klimadebatte wird mittlerweile seit mehreren Jahren geführt. Wir sollten uns also über das Warum längst Gedanken gemacht haben und uns stattdessen mit der Frage nach dem Wie befassen. Fakt ist, dass grüne Imagekampagnen das Problem nicht lösen. Es ist an der Zeit, Taten folgen zu lassen. Mein ehemaliger Professor sagte einmal: <Klimaschutz kostet – aber kein Klimaschutz kostet mehr>.»

Arbeitsort:

Lausanne

Berufsbezeichnung:

Umweltbeauftragte

Ausbildung:

Bachelor of Arts in Geographie und Geologie

Für den Gewässerschutz arbeitet Xavière eng mit Partnerwerken, Ingenieurbüros und verschiedenen Abteilungen von Alpiq sowie den gesetzgebenden Behörden zusammen. Die Auswirkungen des Klimawandels stehen in direktem Zusammenhang mit ihren Projekten. Eine der wichtigsten Tätigkeiten von Xavière ist das Sedimentmanagement: «Durch die Gletscherschmelze gelangt immer mehr Gesteinsmaterial in unsere Stauseen. Das macht Sedimentmanagement unerlässlich», erklärt sie. Xavière und ihr Team stützen sich dabei auf Studien von Glaziologen der ETH Zürich. Deren Prognosen zur Wasserzufuhr helfen Xavière, Risiken und Chancen im Zusammenhang mit der Erderwärmung zu erkennen und darauf zu reagieren.

Die Gletscherschmelze wie auch der geringere Schneefall verändern den Wasserzufluss und die Art und Weise, wie wir das Wasser speichern. Zur künftigen Bewirtschaftung der Ressource Wasser sagt Xavière: «Wir müssen uns auch andere Verwendungszwecke für Wasser überlegen und Dienstleistungen anbieten, welche die Energieproduktion ergänzen. Beispielsweise für die Bewässerung oder als Brauchwasser.» Sie ist überzeugt, dass es uns gelingen wird, unsere Aktivitäten proaktiv an den Klimawandel anpassen und ausweiten zu können.

Eine weitere Auswirkung der globalen Erwärmung, mit der Xavière zu tun hat, ist die Entstehung neuer Gletscherseen. «Um diese zusätzlichen Ressourcen zu nutzen, planen wir die Erweiterung von Wasserkraftwerken und Staumauererhöhungen, um unsere Speicherkapazitäten im Winter und die Autonomie zu vergrössern. Solche Bauprojekte sollen jedoch nur mit grösstem Respekt gegenüber der Umwelt und der Landschaft realisiert werden», beschreibt Xavière.

«Der Klimawandel beeinflusst uns viel stärker als wir ihn beeinflussen können. Um den Auswirkungen zu begegnen, müssen wir bei der Energieerzeugung effizienter werden und wir müssen unsere Aktivitäten weiterentwickeln.»

Arbeitsort:

Lausanne

Berufsbezeichnung:

Senior Expert Regulatory

Ausbildung:

Europa- und Wirtschaftsrecht und Betriebswirtschaftslehre

«Eine starke Regulierung hilft, das Klimaproblem zu lösen. Sie verringert Investitionsrisiken für Betreiber und fördert grüne Verhaltensmuster der Verbraucher. Sie ist sicherlich ein entscheidendes Instrument für eine erfolgreiche Energiewende», ist Renaud van der Elst überzeugt. Ausserhalb von Alpiq vertritt Renaud unsere Interessen in Energieverbänden, die bei der Europäischen Kommission Lobbyarbeit betreiben. Innerhalb von Alpiq ist seine Rolle die eines Beraters. Das Regelwerk zu kennen und Tendenzen aufzuzeigen ist von enormer Wichtigkeit für die Entwicklung der Strom- und CO₂-Preise und somit von entscheidendem Vorteil für die Kollegen im Trading und Long-Term-Hedging, aber auch für Investitions- oder Desinvestitionsentscheidungen.

Mit dem europäischen Klimagesetz, das im Rahmen des Green Deals vereinbart wurde, kommen in absehbarer Zeit enorme regulatorische Änderungen auf uns zu, die sich auf etwa 25 Gesetze auswirken werden. Renaud sieht dem Ganzen aber entspannt entgegen. «Für das Portfolio von Alpiq wird der Green Deal ein enormer Werttreiber sein. Eigentlich reicht es, wenn ich mich darauf konzentriere, zu versuchen, die regulatorischen Vorteile für unsere Wettbewerber zu verkleinern», scherzt Renaud. Aktuell arbeitet er vor allem an dem sogenannten «Fit for 55 Package», das bis 2030 eine CO₂-Nettoreduktion von 55 Prozent zum Ziel hat und verschiedene Direktiven enthält – zur erneuerbaren Energie, zur Energieeffizienz, zur Energiebesteuerung oder zur CO₂-Bepreisung. Die grösste Schwierigkeit für Renaud ist, als Interessensvertreter einer Schweizer Firma aufzutreten. Ohne Stromabkommen kann er nicht über jedes Thema abstimmen und seine Interventionen bleiben indirekt. «Weil die Schweiz als Drittland betrachtet wird, müssen wir uns auf die potenziellen negativen Auswirkungen auf die Schweiz konzentrieren und versuchen, diese mit Argumenten der Versorgungssicherheit und des internationalen Handelsrechts zu neutralisieren.»

«Wir haben einen Grad der Industrialisierung erreicht, der einfach nicht nachhaltig ist. Von daher braucht es dringend Reformen. Die derzeitigen Entwicklungen kommen Alpiq sehr zugute. Die Entwicklung der CO₂-Preise zum Beispiel ist ein Segen für uns. Zum einen müssen wir selbst keine preissteigenden Zertifikate kaufen, zum anderen wird unser Strom und der Wert unserer Anlagen einfach automatisch mehr Wert.

Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die europäischen Länder auf unterschiedlichen Stufen der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung befinden. Daher sollte der Green Deal nicht zu einer Bestrafung für weniger entwickelte Länder mit Kohle- und Braunkohleanlagen werden.»